Man bekommt den Felsen nicht geschenkt.
Auch bei der 48. Ausgabe dieses Hochseeklassikers, genau 40 Jahre nach der Fastnet Tragödie von 1979, kann es daran keinen Zweifel geben.
Die Windbedingungen im Solent und dem englischen Kanal erweisen sich als „tricky“. Leichtwindfelder und Flauten ergeben mit den kräftigen, komplexen Tidenströmungen stark variierende Segelbedingungen und unser neuer, rollbarer asymmetrischer „A0“ erweist sich als sehr nützliche Ergänzung unserer ohnehin schon umfangreichen Segelgarderobe. Damit gelingt es sogar, im Solent die von achtern heranrauschende „Rambler 88“ auf unsere Leeseite zu zwingen!
Wir entscheiden uns für einen südlichen Kurs, um einerseits ungünstige Tiden an headlands wie Start Point und Lizard Point zu entschärfen, un vor allem für einen Frontdurchgang mit kräftig auffrischendem Südwest gut positioniert zu sein um das Labyrinth der Verkehrstrennungsgebiete um die Scillies taktisch ideal passieren zu können.
Die Rechnung geht auf; bei zeitweise 30 kn von vorne geben viele Schiffe unserer Gruppe, die dichter unter Land ihr Glück versucht haben, auf und laufen mit Kurs Falmouth ab. Der Seegang wird grob, und beim folgenden harten „Powerreaching“ zum Verkehrstrennungsgebiet Fastnet wird die Crew an ihre physischen und psychischen Grenzen gebracht.
Wir haben uns auf solche Bedingungen nach den Erfahrungen der Nordseewoche eingestellt und sorgen mit leicht zuzubereitender und vollwertiger Expeditionsverpflegung dafür, das alle bei Kräften bleiben. Das Nadelöhr der Bahnmarke Fastnet Rock runden wir bei Nacht, gemeinsam mit einigen aus den Weiten der keltischen See wie aus dem Nichts auftauchenden anderen Yachten, teilweise nur wenige Meter von uns entfernt. Unsere Aufmerksamkeit ist hier aufs Äußerste gefordert, bevor es mit Delphinbegleitung auf den nächsten Bahnschenkel zurück zu den Isles of Scilly geht. Von dort bei angenehmen Bedingungen weiter vor dem Wind Richtung Lizard Point, dem südlichsten Zipfel Englands, der mit seinem pregnanten weissen Leuchtturm traditionell die Ziellinie für das „blaue Band“, die Auszeichnung für die schnellste Atlantiküberquerung darstellt. Auch hier sorgt die Tide vor dem Abbiegen auf die Ziellinie nochmal für Spannung; Yachten auf unterschiedlichsten Kursen versuchen, sich taktisch gut zu positionieren. Mit dem großen Leichtwindspi geht es auf die Zielgerade, der Wind frischt nochmals auf und beschert uns zwei perfekte Halsen und ein spannendes Fotofinish mit der „Flying fish of Cowes“, die wir auf der Ziellinie am großen Wellenbrecher vor Plymouth hinter uns lassen können!
Echter Jubel an Bord, Glückwünsche an die anderen Crews und einmal mehr die Erkenntnis, daß nur wenige Dinge so befriedigen, trotz aller Entbehrung und Anstrengung, wie eine gut gesegelte Seeregatta!
Die Party kann beginnen!