Unsere Reise beginnt in der City Marina Cuxhaven, verproviantiert und guter Laune starten wir am Sonntagmorgen mit ablaufender Tide gen Helgoland, das Ausgangshafen für unsere langen Schläge auf der Nordsee sein soll. Schon auf diesem ersten Ausflug zeigt das Wetter, was es in den nächsten zwei Wochen für uns bereit hält. Anfangs müssen wir bei holpriger Welle noch mitmotoren, um steuerfähig zu sein, dann versperrt uns eine kräftige Schauerboe aus NW den geplanten Weg ins „Luecherloch“, nur um kurze Zeit später wieder zusammenzubrechen. Westlich des Vogelsandes kommt der NW dann stetig und mit Macht zurück, wir wechseln das Vorsegel und arbeiten uns mit dichtgerefftem Gross und Stagfock gegen schnell zunehmende Welle in den Helgoländer Südhafen. Wetter hat der Crew mal kurz gezeigt, wo auf der Nordsee „der Hammer hängt“, und allen wird klar, dass bei der vorherrschenden Wetterlage eine defensive Reiseplanung angeraten ist. Also umrunden wir ersteinmal Helgoland, um das Handling des Schiffes zu trainieren und die Mägen ebenso.
Rätselraten bei der Reiseplanung, „Wetter“ macht es nicht leicht, wohin wir uns wenden wollen, wird es uns mit mehr als 30kn auf die Nase wehen. Wieder mal zeigt sich, daß flexible Segler glücklichere Segler sind. Das erste harte Gebläse aus West schauen wir uns vom Oberland an, dann kommt unser „Fenster“. Wir starten am Dienstag in den Sonnenuntergang nach SW, anfangs noch auf der Kreuz dann mit schneller Fahrt an den ost- und westfrisieschen Inseln entlang ins holländische Den Helder. Es wird ein schöner Schlag, wir kommen gerade rechtzeitig vor dem nächsten Westdreher in der holländischen Marinebasis an.
Weiter nach Westen lässt das Wetter uns nicht, da stimmt die Crew überein, im Skagerrak weht es seit Tagen mit über 30kn aus NW, Norwegen ist keine Option. Esbjerg scheint machbar, der größte dänische Nordseehafen. Wieder geht’s in einen sehr schönen Sonnenuntergang, perfekte Brise, wir queren bravourös die beiden Verkehrstrennungsgebiete, dann frischt es wieder auf, aus West, 30kn und mehr zeigt der Windmesser. Aber kein Problem, wir sind passend besegelt, und nach einer spannenden Nachtansteuerung machen wir im rustikalen Hafenbecken an einem Museumsfischkutter längsseits fest.
Eigentlich sind Ausschlafen und ein Stadtrundgang für den nächsten Tag geplant, aber es kommt anders. Wieder macht Wetter uns Beine, und nach neuerlicher Wetteranalyse entscheiden wir, zügig aus dem “ Loch“ auszulaufen und die knapp 80sm nach Helgoland in Angriff zu nehmen. Wir sind frei von den Untiefen und Sänden als der NW mit schweren Schauerböenanfängt, sein Lied zu singen, aber das kann die Crew nicht mehr schocken, so wenig wie die ca 3,5m Welle, die sich in kurzer Zeit aufbaut. Dann scheint die Sonne, und alle genießen die 8-9 kn Rauschefahrt, auch die empfindlicheren Mägen haben jetzt ihren Spaß!
Dann hat der Wetterbericht noch eine angenehme Überraschung für uns, statt der seit Tagen angekündigten 35-40 kn aus NW und dem erwarteten Hafentag gibt’s „nur“ 25- 30, und ein Abstecher nach Büsum ist noch drin, bevor wir nach Cuxhaven zurückkehren.
Die Crew ist sich einig:
wir haben absolut das Maximum aus der Wetterlage heraus geholt, sind über 650 sm gesegelt. Und ein Mitsegler, der noch am ersten Tag mit grünem Gesicht an der Reling saß, und den roten Felsen herbeisehnte, hat schon die nächste Runde in der irischen und keltischen See gebucht…